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09. Mai 2015

Am 9. Mai 2015 unternahmen 46 Mitglieder unserer Gesellschaft erneut eine Tagesfahrt ins benachbarte Thüringen, um Gotha und Arnstadt zu besuchen. Wir wählten Gotha nicht nur weil viele Harmoniemitglieder diese Stadt nicht kannten, sondern weil Gotha eine Stadt mit imponierender Vergangenheit und großer Zukunft ist.
   









   
  Die Reise begann mit einem opulenten Frühstück, um die sich anschließende zweistündige Führung im Schloss Friedenstein durchhalten zu können. Die frühbarocke Schlossanlage, die größte Deutschlands, wurde von Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha (Ernst der Fromme) in den Jahren 1643 bis 1654 auf den Resten der im Jahre 1567 geschliffenen Burg Grimmenstein erbaut. Herzog Ernst (1601-1675) sehnte sich nach den katastrophalen Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges nach Frieden. Diese Grundhaltung kommt im Namen des Schlosses und in der „Friedenskuss“ – Darstellung am Nordportal zum Ausdruck wo es heißt: Friede ernehret, Unfriede verzehret. Ein Höhepunkt der Schlossführung war die Besichtigung des berühmten Ekhof-Theaters mit nur 168 Sitzplätzen, das 1681 durch Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1646-1691) in den ehemaligen Ballsaal des Westturmes eingebaut wurde. Es ist das älteste barocke Theater der Welt mit originaler auch heute noch funktionstüchtiger Bühnentechnik. Theaterdirektor Ekhof (1720-1778) führte hier den realistischen Darstellungsstil ein und er galt schon zu Lebzeiten als „Vater der deutschen Schauspielkunst“. In diesem kleinen Theater wurden Stücke von Shakespeare, Goldoni, Moliér, Voltaire, Diderot, Lessing u. a. aufgeführt.
   










   
  Nach der Mittagspause folgte eine zweistündige Stadtführung zu Fuß. Hierbei erfuhren wir zu unserem Erstaunen, dass Ernst der Fromme der Stammvater aller existierenden Monarchien Europas ist. Kein geringerer als der englische Staatsmann Oliver Cromwell zählte Herzog Ernst neben König Karl X. von Schweden und den brandenburgischen Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu den drei klügsten Fürsten Europas. Aus der Ehe mit Elisabeth Sophie, der einzigen Tochter des Herzogs von Sachsen-Altenburg, gingen 18 Kinder hervor. Nach dem Tod Herzogs Ernst wurde das größte Herzogtum Thüringen unter den sieben Söhnen aufgeteilt. Die Weiterfahrt führte uns in das erstmals 704 erwähnte Arnstadt zur Besichtigung der kleinen Kirche, in der der 18-jährige Johann Sebastian Bach von 1703 bis 1707 seine erste Organisten-Stelle antrat. Er spielte hier auf der berühmten Wender-Orgel, die dieser von 1699 bis 1703 für die Neue Kirche erbaut hatte. Der Kantor der Johann-Sebastian-Bach-Kirche, wie sie seit 1935 heißt, Jörg Fritz Reddin, brachte uns u. a. die umfangreichste, für Kantor und Hörer anspruchsvolle Fuge von Bach zu Gehör. In der seit 1676 in Familienbesitz befindlichen Gaststätte Schellhorn klang unsere Fahrt bei einem sehr schmackhaften Thüringer Spezialitäten-Büfett aus.